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Alles auf Zucker!


Alles auf Zucker!, Dani Levy, Deutschland 2004

Jackie Zucker ist hauptberuflich Spieler. Und als solcher hat er genauso viel Pech wie Optimismus: "Ich stehe bis zum Hals in der Scheisse, aber der Ausblick ist gut." Seine letzte Chance einer Schuldhaft zu entgehen, bietet sich ihm bei einem Billardturnier, bei dem er sich gute Chancen ausrechnet, die 100000 Euro Preisgeld zu gewinnen. Da aber erfährt Jakob Zuckermann, so sein eigentlicher Name, dass seine Mutter gestorben ist. Und diese hat per Testament verfügt, dass sie jüdisch beerdigt werden will und Jackie/ Jakob mit seinem orthodoxen Bruder Samuel, der zusammen mit der Mutter kurz vor Mauerbau in den Westen gegangen ist und mit dem er - zerstritten und dickköpfig - seit über 40 Jahren nicht mehr gesprochen hat, sieben Tage lang Schiw’a sitzen und sich v.a. versöhnen soll. Andernfalls, so der letzte Wille der Mutter, haben beide Brüder keine Chance auf das Erbe.

Damit beginnt das turbulente Treiben um Jackie, der natürlich keine Option aufgeben will und dadurch zwischen Judentum, Billardturnier, Familiebande und anderen Sorgen hin und her getrieben wird. Turbulent, überraschend, witzig - könnte der Film sein. Was er teilweise auch ist: Die Stärken von Dani Levys Film liegen zum einen im erfrischend unverkrampften Humor - sowohl im Kontrast zwischen orthodoxen Juden und ostberliner Spielernatur als auch in der Konfrontation der deutsch-deutsch getrennten Familie (nach Sonnenallee, Good Bye Lenin & Co. sehr angenehm) - zum anderen sieht man den Darstellern ihre Freude am Spiel an. Das ganze Ensemble macht Spaß, die Besetzung der Rollen ist vortrefflich gelungen. Auch in dieser Hinsicht bietet Alles auf Zucker eine angenehme Abwechslung zu dem, was man aus deutschen "Komödien" gewohnt ist. (Doch ach, Helmut Dietl holt mit Vom Suchen und Finden der Liebe schon zum nächsten Schlag aus...)

Doch was nützt die Spielfreude der Darsteller, wenn die Geschichte nicht viel hergibt? Wer den Trailer gesehen hat, der weiß im wesentlichen, wie die Geschichte verläuft. Alles andere im Film ist ebenso vorhersehbar. Gags werden bis zum Umfallen (sic!) wiederholt, Klischees sauber ausbuchstabiert. Ulrich Kriest urteilt im Filmdienst treffend: "gehobenes Boulevardtheater". Das macht aus dem Film noch lange keinen schlechten - wer sich den Abend gut unterhalten lassen will, ohne zu sehr gefordert zu werden, der liegt mit Alles auf Zucker! keineswegs falsch. Wer aber mehr erwartet, der wird sich - zumindest ein wenig - enttäuscht sehen.