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Tomb Raider - The Cradle Of Life


Die Tomb Raider-Filme leben von drei Dingen: Einer jederzeit souverän-coolen Lara Croft, einer großartig anzuschauenden Angelina Jolie, die sichtlich Spaß an ihre Rolle hat und - last but not least - einer großen Portion (Selbst-)Ironie. Auch das zweite Leinwand-Abenteuer von Lady Croft schafft es, diese drei Indikatoren zusammenzubringen - der Film funktioniert.

An der Story hat sich nicht viel verändert: Lara jagt wieder hinter verschiedenen Puzzeln eines antiken Schatzes hinterher; ebenso wie ihre Gegenspieler, diesmal keine Illuminati-Geheimloge, sondern ein Großkrimineller mit einer Vorliebe für Geschäfte mit biologischen Kampfstoffen. Und wenn es eben nötig ist, jagen sich beide Seiten gegenseitig - rund um die Welt.

Ebenso lobenswert konstant sind der Ideenreichtum der Drehbuchschreiber, die spektakulären Schauplätze, die schicken Outfits von Frau Croft, die sympathischen Nebenfiguren und (auch dank letztgenannter) die schon erwähnte Portion Witz; fast möchte man es 'Pepp' nennen.

Und was ist neu? Nun, Lara hat eine Beziehung; oder besser: Eine Ex-Beziehung. Und wie man verschiedenen Publikationen entnehmen konnte, bereitet ihr das mittelmäßige Probleme und stürzt sie in eine vorzeitige Midlife-Crisis. Halt thematisch was für Frauen und Frauenversteher...
Aber nein, alles gelogen! Die Ankündigung einer solchen Story-Entwicklung war offensichtlich nur eine gezielter PR-Aktion um weibliche Zuschauer ins Kino zu locken. Gott sei Dank.

Der zweite Teil von Carlie's Angels hat tatsächlich den Fehler gemacht, sich ernsthaft mit Problemen und Zweifeln der Hauptdarstellerinnen auseinander zusetzen. Das kann im Konzept eines solchen Filmes nicht funktionieren. Oder käme wer auf die Idee, einen James Bond mit seiner Vergangenheit (in weiblicher Form) zu konfrontieren und ihn damit in düstere Selbstzweifel zu stürzen? Offensichtlich ist es Charlie's Angels im Gegensatz zu Tomb Raider nicht gelungen, sich wirklich zu emanzipieren.

Lara jedenfalls tut, was man(n) von ihr erwartet - sie lässt ihren Ex elegant abblitzen ('Es war doch mehr für dich, als nur ein Monat guter Sex?' - 'Stimmt. Es waren fünf Monate.') und wenn es schlussendlich doch ein bisschen tragisch wird, dann ist das ein paar Minuten später auch schon wieder vergessen. Am Rande bemerkt sind 'Probleme' mit der Vergangenheit für Lady Croft so neu auch nicht: Auch im ersten Teil wurde Lara mit ihrer Vergangenheit konfrontiert - in Form des Andenkens an ihren toten Vater. Genaugenommen also auch hier nichts neues...

Gibt es also gar nichts zu bemängeln? Nun, das wäre zu schön. Tatsächlich hat Tomb Raider - The Cradle Of Life auch ein paar Fehler des Vorgängers übernommen: Die Spezialeffekte wirken ebenso wie die im Studio entworfenen Schauplätze unausgegoren und teilweise schlichtweg billig. Woran das bei einem 90-Millionen-Budget liegt, bleibt unklar (böse Zungen könnten meinen, 90% des Geldes hätte die Promotion-Abteilung verbraten).
Des weiteren schwächelt der Film erneut in den finalen Akten. Hier tun sich nicht nur vermehrt inhaltliche Unstimmigkeiten auf (über die man sonst gerne hinwegsieht). Vor allem stimmt die Dramaturgie einfach nicht - und absehbar ist das Ende auf 20 Minuten Entfernung. Schade.

Zuletzt sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei Tomb Raider - The Cradle Of Life um Geschmackssache handelt. Wer mit dem ersten Teil nichts anfangen konnte oder schon mit Charlie's Angels und womöglich sogar den Bond-Filmen Probleme hatte, halte tunlichst Abstand von Lara. Wer allerdings Spaß an einfach gestrickten, augenzwinkernd erzählten Action-Filmen hat und darüber hinaus womöglich auch noch bei der Nennung des Namens 'Angelina Jolie' einen Teil seiner Objektivität verliert (fällt das eigentlich auf?), der mache sich auf den Weg in einen großen, gekühlten Kinosaal mit ordentlicher Audiotechnik und genieße nach Möglichkeit Tomb Raider - The Cradle Of Life in der englischen Originalversion.



Autor: korny Wertung: 8 / 10 Gesehen am: 19. August 03