Autos, Werbung und Umwelt

Anfang März waren die Großstädter Deutschlands mit einer bisher nie dagewesenen Werbekampagne konfrontiert. Knapp zwei Wochen lang zierten 200.000 Werbeplakte die Städte. Sie zeigten den Toyota Auris im Wüsten(studio)sand. (SZ)

Einigen gefiel die Werbung, anderen emfanden sie als äußerst nervend. Ich war sehr begeistert! Warum? Weil es aus der Marketingperspektive faszinierend ist, dass alle Werbeflächen fast ausschließlich EIN Produkt zeigen (Kosten: ca. 20 Mio Euro). Da stellt sich die Frage, ob sich das rechnet?!? (Sucht noch jemand ein Diplomarbeitsthema?)

Mein Interesse hielt immerhin so lange, dass ich in einer entspannten Minute zu einer Autobild griff und mir den aktuellen Test (Auris vs. VW Golf) zu gemüte führte. Mein Blick fiel u.a. auf die Wertung in der Rubrik „Verbrauch/Umwelt“, in der beide Autos mit 38 von maximal 40 Punkten abschnitten. Da frage ich mich, wie Autos, die 6,5 l/100km verbrauchen, dafür eine 95%ige Bewertung erhalten?! Wären es 3,0 Liter, okay, aber nicht bei 6,5! Desweiteren lässt sich diskutieren, warum der Punkt „Verbrauch/Umwelt“ nur mit 6,7% (40 von 600) in die Gesamtwertung eingeht. Gänzlich unerwähnt bleiben der CO2-Ausstoß und die anderen Abgase. Wahrscheinlich fängt schon hier die vielbeschriebene Lobby-Arbeit der Automobilindustrie an.

Nachtrag: Es geht auch anders: So veröffentlicht der VCD seit 2003 jährlich die Auto-Umwelt-Liste. Hier werden anhand verschiedener Kriterien (CO2-Ausstoß, sonstige Schadstoffemission, Lärm) die umweltverträglichsten Autos gekürt.

2 Gedanken zu „Autos, Werbung und Umwelt

  1. Minotaurus

    Zur Werbung:
    Ich denke, die Aufmerksamkeit des Beworbenen ist inzwischen stark abgestumpft. Da muß man schon ganz schön was auffahren, um noch wahrgenommen zu werden.

    Zur Umwelt:
    Kein Auto ist immernoch am umweltfreundlichsten. Wenn man doch mal eines braucht, gibt es zumindest in Städten Car-Sharing und Bahnfahren ist m.E. immer noch entspannender als Autobahn (das Problem beim Stau im Gegensatz zur Zugverspätung ist, daß man keinen Buhmann hat). ÖPNV und Fahrrad ist Ansichtssache, aber vor allem in Dresden auf jeden Fall eine Streß-Alternative zum Kfz.

    Zur VCD-Liste:
    Sehr asiatisch im Top-Bereich…
    btw: Das Hybridprinzip wird bei der Bahn übrigens auch angewandt. Bei langen Berab-Strecken schalten die ICEs quasi auf Generator um und geben Strom an die Oberleitung ab. Einfaches Prinzip mit genialer Wirkung…

  2. CK one

    Komisch, bis vor zwei Jahren hat keiner nach CO² beim Autokauf gefragt. Heute ist das Thema in aller Munde. Aber keiner¹ interessiert sich wirklich dafür.

    Zum Thema Bewertung in der „AUTO-Bild“: Diese (hmmmm – sagen wir der Einfachheit halber) „Zeitschrift“ testet ein Auto auf verschiedene Kriterien. Muss sie ja auch. Es sind schließlich viele Dinge, die ein potentieller Käufer beim Autokauf beachten muss. Hat sich der Käufer nun für eine gewisse „Klasse“ entschieden (in diesem Fall Kompaktklasse), dann zählt bei Weitem nicht nur der Verbrauch. Auch die Kfz-Steuer, Versicherungskosten und natürlich der Kaufpreis sind entscheidend.
    Hinzu kommt das Praktische: Sitze umlegbar, gibt es genügend Ablagen im Auto, Handschuhfach beleuchtet, mach ich mich beim Betanken, Kofferraum öffnen, Ein- und Aussteigen dreckig, passe ich nebst Frau, Kinder, Schwiegermutter und Köter ins Auto, und und und…
    Darüberhinaus für die Frauen: Gefällt die Form und in welchen Farben gibt es das Auto?
    Würd ich beim Autokauf nur auf den Verbrauch achten – ich würde mir keines kaufen.
    Im Übrigen sind die Auswertungen generell subjektiv (sollen jedoch objektiv ausschauen), denn der Redakteur ist auch nur ein Mensch und wenn der Toyota gegen den VW gewinnt, kann ich mir sehr gut denken, wer der Auftraggeber für den Artikel war. Deshalb kannst Du diese Bewertung getrost ignorieren.

    Was mindestens genauso wichtig ist, wie der Verbrauch, ist der Verschleiß von Ersatzteilen. Ich denke, da sind die paar Gramm CO²-Ausstoß durch Spritverbrennung je 100km ein Witz im Vergleich zum Rest.
    Oder anders ausgedrückt: Wie viel Tonnen Umweltgifte sind durch die Herstellung des Autos ausgestoßen worden und wie hoch sind die weiteren geschätzten Umwelteinflüsse je 100 km Betrieb durch normalen Verschleiss und Ersatz der Verschleissteile (Bremsen, Reifen, Batterie, Stoßdämpfer, Ölwechsel, etc.)? Und auch interessant: Wie gut kann ich das Auto in zehn oder fünfzehn Jahren in seine Einzelteile zerlegen und recyclen? Wie hoch war der CO²-Ausstoß für die Werbekampagnen des Herstellers innerhalb der letzten fünf Jahre? Interessiert sich keiner¹ dafür.

    ¹ [k(aum) einer]

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