– Öffentliche Spielstätten

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(Foto von flickr)

Warum genau wird die Diskussion um die Berliner Opern mit einer solchen Intensität geführt? Warum spricht kein Politiker über das Absterben von (nicht nur) kleinen, unabhängigen Kinos? Weil die Berliner Opernstifttung pro Jahr mit mehr als 100 Mio. € Steuergeldern ausgestattet wird, während die deutsche Filmförderung in erster Linie über Zuschläge auf die Kinotickets finanziert wird? Weil in den Opern Kultur stattfindet und in den Kinos nur Filme gezeigt werden? Weil die Opern für die Bevölkerung eine viel größere Rolle spielen als die Kinos?

Ich versteh’s nicht.

5 Gedanken zu „– Öffentliche Spielstätten

  1. keva

    Weil Oper ohne massive Subventionen nicht überlebensfähig ist, Kino aber sehr wohl, sage ich jetzt mal wertfrei und ohne mich der Opernfraktion vorbehaltlos anzuschließen.
    Frage am Rande: Gibt es einen (nachweisbaren)Zusammenhang zwischen der Qualität von Filmen und der Art und Höhe der Filmförderung im Entstehungsland? Bzw.: Wäre das deutsche Kino wirklich besser, wenn es stärker finanziell gefördert würde?

  2. kornecke Beitragsautor

    Gibt es einen (nachweisbaren)Zusammenhang zwischen der Qualität von Filmen und der Art und Höhe der Filmförderung im Entstehungsland?

    Keiine Ahnung. Einerseits gibt es wohl eine Reihe guter und wichtiger Filme die ohne Förderung kaum produziert werden könnten – andererseits will Filmföderung im besten Fall auch Rendite machen und mögen es, wenn ‚ihre‘ Filme besonders erfolgreich sind. Filme vom Format von ‚Das Parfüm‘, ‚Sieben Zwerge‘ oder ‚Der Untergang‘ erhalten deutlich größere Födersummen als ‚Schläfer‘ oder ‚Vom Schaukeln der Dinge‘.
    Mmmhh… wahrscheinlich werden nach derAnzahl der Filme mehr gute, kleine Sachen finanziert aber nach Geldmenge vor allem deutsche Komödien und internationale Koproduktionen (z.B. ‚V wie Vendetta‘).

    Nachtrag: Man hört, dass Opern anderswo ohne Subventionen funktionieren – wie auch viele Theater. Frage mich nur, warum für das eine die Gesetze des Marktes gelten und für das andere nicht? Würde man auch Kinos subventionieren, wenn diese nicht mehr allein überleben könnten? Ab wann?

  3. CK one

    „Man hört, dass Opern anderswo ohne Subventionen funktionieren – wie auch viele Theater.“ Zitat kornecke

    Da stellt sich mir die Frage, woran das wohl liegt. Vllt. in erster Linie an einem passenden Konzept. Denn nicht nur das laufende Programm ist wichtig, sondern auch das „Wie kann ich meine Gäste besser schröpfen?“

    Warum nicht ein Spielcasino an die Opern und Theater koppeln, wo es machbar ist. Also nach dem kulturellen Amüsement noch eine kurzweilige Vergnügung zwischen Roulette und Black Jack. Nur soweit denkt hierzulande wohl keiner. Weil das ein Kulturschock wäre. Und weil es schon Las Vegas gibt. Vllt. aber doch eine gute Idee?

  4. keva

    Ein bisschen differenzierter muss man wohl schon argumentieren. Habe auch nichts in der Schublade, aber ein paar Gedanken:
    – Kinofilme sind einmal teuer, können dann aber (fast) orts- und zeitunabhängig gezeigt werden, mit relativ wenig Aufwand synchronisiert etc. Soll heißen: Filme machen kostet vielleicht so viel wie eine Oper machen, aber Filme zeigen ist wesentlich billiger und das Publikum ist nicht auf einen Ort beschränkt.
    – Subventioniert werden ja nicht nur Opernhäuser. Brauchen wir auch keine Museen? Theater? Bibliotheken? Schwimmbäder? Bin gerade nicht so auf dem Laufenden, aber die Liste sollte sich beträchtlich verlängern lassen.
    – Ja, Oper und Theater funktionieren anderswo mit weniger oder ohne Subventionen. Die Theaterästhetik hierzulande unterscheidet sich allerdings kaum von der des Fernsehens, nur die Werbepausen entfallen (deshalb der horrende Preis für’s Ticket). Ähnlich bei der Oper: Inszeniert wird, was gefällt und nicht gegen Sehgewohnheiten verstößt. Den Unterschied zwischen „Oper“ und „Musical“ kennen die meisten Amis gar nicht. Behaupte also: Oper im Sinne der europäischen Kunstform kann ohne Subventionen nicht überleben. Die Frage ist, inwieweit diese noch zeitgemäß ist und wie lange der Patient im Wachkoma künstliche ernährt werden sollte. Spätestens an dieser Stelle werden mir Opernfreunde ein virtuelles blaues Auge verpassen.
    – Meine Idee: Nur noch eine Oper fördern, um die Kunstform nicht voreilig aufzugeben, und mal sehen, ob sich eine unfinanzierte, echte Opern-Avantgarde ergibt. Vielleicht nämlich ist die Oper nur totfinaziert, würde aber gern ein eigenes Leben führen? Immerhin ist sie gerade 400 Jahre alt geworden, und hat sich früher in Frankreich ganz gut mit Ballett und Zirkuseinlagen vertragen – unsubventioniert, versteht sich.
    So, Frühstückskommentar beendet.

  5. Minotaurus

    keva: „Immerhin ist sie gerade 400 Jahre alt geworden, und hat sich früher in Frankreich ganz gut mit Ballett und Zirkuseinlagen vertragen – unsubventioniert, versteht sich.“

    Ich denke, da gab es einen entscheidenden Unterschied: Volks- und Hofoper. Erstere war selbsttragend, hatte aber auch mehr das Volk zu belustigen, als die Hohe Kunst für sich zu beanspruchen, während die Opern an den Höfen alles andere als unsubventioniert waren.

    Sicher gab da regionale Unterschiede und Besonderheiten (z.B. Zauberflöte…), aber aus meiner Sicht war es da auch nicht viel anders als heute, nur daß der Hof heute nicht mehr blut-, sondern kulturadelig ist. Geldgeber bleibt der Staat mit leicht veränderter Machtstruktur.

    Was die Filme angeht, so haben sie wie keva schon sagt, andere Finanzierungsfaktoren. Vergleichbar ist das mit Software. Hohe Fix- und geringe Stückkosten bei relativ stabilem Umsatz pro Nutzer/Zuschauer. Worauf es also ankommt, ist vor allem die Quantität. Wie schaffe ich [als Produzent] es möglichst viel Stück meines Produktes zu verkaufen. Gutes Marketing ersetzt hier häufig Qualität.

    Letztendlich ernährt sich die Kunst im allgemeinen vom Überschuß einer Wirtschaftsgesellschaft und treibt diese zum Teil aber auch wieder an. Ob „Katze“, „Schrei drei“ oder „Harald Töpfer“ dazugehören, sei hiermit in Frage gestellt.
    Ich habe lieber einen kleinen teuren Kulturbeitrag neben der Massentauglichen Ware, in der Hoffnung, etwas frischen Wind in die denkenden Köpfe zu wehen.

    Was ich derzeit etwas vermisse, ist eine breite Kulturavantgarde, aber vielleicht versteckt die sich auch nur, denn schließlich gibt es keine Hofkomponisten o.ä. mehr.

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