Im Kino gewesen. Ganz unaufgeregt.
Kurz gesagt: Da Vinci Code ist ein kurzweiliger, braver, pseudoreligiöser Verschwörungs-Rätsel-Thriller; deutlich weniger spektakulär als Werbung und die breit gestreuten Diskussionen glauben machen, aber auch nicht wirklich langweilig. Wie man es von Dan Brown kennt, gibt es ein Verbrechen und ein Paar, das ein paar Rätsel knacken muss um eine (religiöse) Verschwörung aufzudecken. Naturgemäß wird die Handlung für den Film gekürzt, insbesondere die Rätsel und deren Lösung werden vereinfacht. Dafür können spektakuläre Orte und Geschehnisse besonders ins Bild gesetzt werden.
Die Handlung läuft voran, wird in wenigen Augenblicken wirklich spannend, aber der große inhaltliche Bogen hält das Interesse aufrecht. Die erzählerische Schwäche musste der Film vom Buch übernehmen, ein Dan Brown mag sich angenehm lesen, ist aber kein Tolkien.
Was vom Film positiv in Erinnerung bleibt, sind die Darsteller. Zwar darf Audrey Tatou nicht mehr als sich die Welt erklären lassen, aber den Erklärern – Tom Hanks und Ian McKellen – sieht man an, dass ihnen die Rollen durchaus Vergnügen bereiten. Insbesondere bei Hanks durfte man zweifeln, ob er die Brownsche Professoren-Rolle tatsächlich glaubwürdig hinbekommt – aber die Zweifel werden entkräftet.
Vielleicht lässt sich Ron Howard am Ende ein bisschen viel Zeit um den 149-Minuten-Streifen zu einem Ende zu bringen; wenn man sich aber mit den ersten 120 Minuten anfreunden konnte, wird man sich auch in der letzten halben Stunde nicht wirklich langweilen. Für einen Kinotag oder einen Abend mit schlechtem Wetter ist der Da Vinci Code durchaus geeignet. Wenn man aber bessere Alternativen hat, verpasst man auch nichts.
Daß ein derart fundamentaler Angriff auf die Vermittlung mit derart plumpen Mitteln funktionieren kann, weist darauf hin, wie groß die Gefahr massenhafter Verbreitung von Verschwörungstheorien derzeit ist. Daß vieles in Buch und Film keinen rechten Sinn ergibt, daß die Rätsel alle sehr ähnliche Lösungen haben, daß Opus Dei als Reaktion auf die einsetzende Flut von Drohungen und Verdächtigungen maximale Transparenz praktiziert – all das wirkt dank verschwörungstheoretischer Aufbereitung eher noch unterstützend.
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