Im Kino gewesen. Vorher gegessen.
„Woher kommt mein Essen?“ ist für Erwin Wagenhofer die Frage, die ihn nach eigener Aussage zu seinem Film motiviert hat. Herausgekommen ist dabei eine moralische und durchaus auch politische Auseinandersetzung mit der modernen Lebensmittelindustrie.
In mehreren Episoden erzählt Wagenhofer u.a. von spanischen Tomaten, brasilianischem Soja, industriell produzierten Hühnern und ungenießbarem Fisch. Verknüpft werden die einzelnen Episoden durch Statements des UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler.
Wagenhofer vermeidet in seinem Film explizite Kommentare im Stile eines Michael Moore; dennoch wird seine Kritik deutlich – auch wenn er formal nichts weiter tut, als die Wirklichkeit zu dokumentieren. Durch die Auswahl von Personen und Perspektiven, Inszenierung und Schnitt ist jeder Dokumentarfilm gezwungen, echte Objektivität aufzugeben.
Man kann dem Film durchaus vorwerfen, dass er nur Probleme präsentiert, ohne Lösungen zu skizzieren; und womöglich sind einige der aufgezeigten Missstände tatsächlich alternativlos. Was der Film aber im besten Fall leistet, ist die Auseinandersetzung des Konsumenten mit dem Thema anzustoßen.
Eben das, der bewusste Umgang mit Lebensmitteln, scheint allerdings gleichzeitig die einzig effektiv vorhandene Lösung der ‚Probleme‘ zu sein: Die Industrie lebt von Markt, und die Kunden dieses Marktes, die Konsumenten von Lebensmitteln, sind eine relativ einfach zu bestimmende Gruppe.
We Feed the World wirft wichtige und spannende Fragen auf, will und kann Diskussionen anstoßen. Darüber hinaus ist auch ein formal spannender Film gelungen – Wagenhofers Beobachtungen besitzen eine gewisse ‚Ästhetik‘, die viel zur inhaltlichen Kraft der Bilder beiträgt. Dies und der beobachtende, feststellende Ansatz machen We Feed the World zu einem spannenden Dokumentarfilm jenseits von Mooreschem Amüsement und erhobener-Zeigefinger-Didaktik.