– Tatortkritik: Gestern war kein Tag

Ich schrieb ja letztens, die Münchener Tatorte hätten regelmäßig gute Drehbücher aber eher mittelmäßige Kommentare. Ersteres stimmt, letzteres muss revidiert werden.

Tatsächlich stechen die Kommissare Batic & Leitmayr nicht durch besondere (von Frisuren abgesehen) Auffälligkeiten oder Macken heraus. Im Gegenteil treten sie einen, oder gar mehrere Schritte hinter die Geschichte zurück – was dem Tatort als ganzes durchaus gut tut.

Und dann zeichnen sich die bayrischen Tatorte auch immer wieder aus durch Glaubwürdigkeit, unspektakuläre Inszenierung und im besten Fall gar moralisches Dilemma. Es sind keine schwarz-Weiß Geschichten.

So auch diesmal: Der Umgang mit dem dementen Großvater, der oft genug aber sehr genau weiß, was er tut, löst nicht einfach Mitleid aus sondern zwingt den Zuschauer ebenso wie die Kommissare zur geradezu hilfloser Differenzierung. Die Situation der Familie ist tragisch, doch sind es keine tragischen Figuren, die uns vorgestellt werden sondern durchaus kraftvolle, selbstbestimmte Charaktere. Die Situation der Bulgarinnen ist nachvollziehbar, aber ebenso nachvollziehbar die Aufgabe von Batic & Leitmayr, die ‚zerstören‘ müssen.

Und, ungewohnt: Ein Stück weit spannend ist der Tatort auch noch. Diverse Motive und Gelegenheiten, am Ende doch eine halbe Überraschung. Allein die einzige eindimensionale Figur, den windigen Anwalt (ja, diese Art Charakter hatten wir letzte Woche schon), hätte man sich sparen und dem Ende den süßen Beigeschmack nehmen können. Womöglich wäre dieser Tatort dann noch länger in Erinnerung geblieben.

So sind’s vier Punkte.

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