Der Begriff ‚ehemalige DDR‘ ist großer Blödsinn. Es heißt ja auch nicht ‚ehemaliges Römisches Reich‘.
– kornecke
12 Gedanken zu „– Besser gewusst“
Martin
Naja, der Vergleich hinkt aber um 1500 Jahre.
Vom ehemaligen Jugoslawien, der ehemaligen Tschecheslowakei oder der ehemaligen Sowjetunion ist ja schließlich auch desöftern die Rede…
Klingt einleuchtend, aber … hm, beim Römischen Reich wird in Fachkreisen (nicht Überblicksdarstellungen) eigentlich stets noch angegeben, um welches es sich handelt. res publica oder Prinzipat, Dominat, Kaiserzeit, Ost- / Westrom, Byzantinisches … somit sind die jeweils anderen Zeiten stete unter ‚ehemalig‘ irgendwie subsummiert.
Darüber hinaus … eigentlich ist es doch eher Blödsinn, das Römische Reich nicht mit ‚ehemalig‘ zu titulieren, oder? Selbst mit translatio imperii ist es 1806 endgültig beendet worden, damit fällt das Reich also unter die ‚Ehemaligen‘. Die DDR ist Passé, also ‚ehemalig‘, denn auf dem Territorium befindet sich gegenwärtig was anderes (zumindest politisch). Es gibt aber wiederum auch keine ‚gegenwärtige DDR‘, also hätte kornecke doch irgendwie Recht.
Schön, daß Sprache weder logisch noch so richtig eindeutig ist, vom Sprachgebrauch mal ganz zu schweigen … ;-) aber sonst gäb’s wohl weniger lustige Denkanstöße zu den Kleinigkeiten des Alltags, die mich als Historiker aber wenigstens in meiner Existenzberechtigung stärken :-)
…dieser Definition lässt sich m.E. nicht entnehmen, dass es von diesem Etwas zwangsläufig auch eine gegenwärtige Variante geben muss…
korneckeBeitragsautor
Na, zumindest ist das ‚ehemalig‘ überflüssig. Oder gibt es einen Unterschied zwischen ‚der DDR‘ und ‚der ehemaligen DDR‘? Eigentlich ist das ‚ehemalig‘ doch nur nötig, wenn wenn nicht sowieso klar ist, dass es um ‚etwas, das nicht mehr existiert oder nicht mehr besteht‘ geht.
Es kann also Sinn machen, den Herrn Schröder als ‚ehemaligen‘ Kanzler zu bezeichnen (es gibt ja noch einen, bzw eine) aber Friedrich II. als ‚ehemaligen König von Preußen‘ zu bezeichnen – das macht doch auch keiner.
Martin Knappe
Ja, Redundanz fördert das Verständnis :-D
Ali Bi
Mmmhhh… Meiner Meinung nach bezieht man sich, wenn man sagt: „… in der DDR war das so…“ auf die Zeit zwischen 1949 und 1989 und dann eben auf das Gebiet, das die DDR umfasste. Wenn nun jemand sagt „… in der ehemaligen DDR war das so…“ sagt, meint er damit irgendetwas nach 3.10.1990 auf dem Gebiet, das von der DDR umfasst wurde. In diesem Fall wäre das „ehemalig“ schon wichtig, da sonst die zeitliche Eingrenzung fehlt.
Ist ein witziges Thema, mir fällt nämlich gerade auf, dass niemand „ehemaliges Ostpreußen“ sagt…
Martin Knappe
nein, es ist einfach schon zu lange her…
man sagt daher wohl eher „damaliges Ostpreußen“, genau wie „damaliges Römisches Reich“…
…dieser Definition lässt sich m.E. nicht entnehmen, dass es von diesem Etwas zwangsläufig auch eine gegenwärtige Variante geben muss…
—-
Das schließt aber eine gegenwärtige Variante auch nicht aus, zumal die Thesauri als Synonyme für ‚ehemalig‘ stets auch ‚früher‘ nahelegen, was als Komparativ indirekt eine temporale Komponente, sprich, mögliche Entwicklung anzeigt.
Martin
Sieh’s mal so: Wenn du sagst „Dresden liegt im Territorium der DDR“ sträuben sich mir alle Haare, auch wenn die Aussage wahr ist, denn schließlich existiert das Territorium der DDR immer noch, und ja, auf eben in diesem Territorium liegt Dresden.
Sagst du hingegen „Dresden liegt im Territorium der ehemaligen DDR“ klingt’s okay…
Fall der letzte Kommentar jetzt an mich ging – ansonsten ignorieren – Ich stimmt Martin ja voll und fast ganz zu, nur der Wiki-Beleg ist nicht tragbar, Argumente aus der Sprachpraxis schon eher. ‚ehemalige DDR‘ ist einfach usus geworden, wenngleich auch sicherlich ein Wort zuviel verwendet wird, da man ja bei momentanen Gesprächspartnern davon ausgehen kann / sollte, daß die DDR Geschichte ist.
Χαίρετε,
Πλάρων
Martin
der wiki-beleg zeigt, dass wenn auch der gebrauch von „ehemalig“ die existenz eines aktuellen etwas nicht ausschließt, sie doch zumindest genausowenig zwingend voraussetzt; in diesem sinne ist „ehemalige ddr“ kein blödsinn, scheißegal ob’s tautologisch ist…
Naja, der Vergleich hinkt aber um 1500 Jahre.
Vom ehemaligen Jugoslawien, der ehemaligen Tschecheslowakei oder der ehemaligen Sowjetunion ist ja schließlich auch desöftern die Rede…
Klingt einleuchtend, aber … hm, beim Römischen Reich wird in Fachkreisen (nicht Überblicksdarstellungen) eigentlich stets noch angegeben, um welches es sich handelt. res publica oder Prinzipat, Dominat, Kaiserzeit, Ost- / Westrom, Byzantinisches … somit sind die jeweils anderen Zeiten stete unter ‚ehemalig‘ irgendwie subsummiert.
Darüber hinaus … eigentlich ist es doch eher Blödsinn, das Römische Reich nicht mit ‚ehemalig‘ zu titulieren, oder? Selbst mit translatio imperii ist es 1806 endgültig beendet worden, damit fällt das Reich also unter die ‚Ehemaligen‘. Die DDR ist Passé, also ‚ehemalig‘, denn auf dem Territorium befindet sich gegenwärtig was anderes (zumindest politisch). Es gibt aber wiederum auch keine ‚gegenwärtige DDR‘, also hätte kornecke doch irgendwie Recht.
Schön, daß Sprache weder logisch noch so richtig eindeutig ist, vom Sprachgebrauch mal ganz zu schweigen … ;-) aber sonst gäb’s wohl weniger lustige Denkanstöße zu den Kleinigkeiten des Alltags, die mich als Historiker aber wenigstens in meiner Existenzberechtigung stärken :-)
Grüße,
Πλάτων
ehemalig: „[1] etwas, das nicht mehr existiert oder nicht mehr besteht“ (http://de.wiktionary.org/wiki/ehemalig)
…dieser Definition lässt sich m.E. nicht entnehmen, dass es von diesem Etwas zwangsläufig auch eine gegenwärtige Variante geben muss…
Na, zumindest ist das ‚ehemalig‘ überflüssig. Oder gibt es einen Unterschied zwischen ‚der DDR‘ und ‚der ehemaligen DDR‘? Eigentlich ist das ‚ehemalig‘ doch nur nötig, wenn wenn nicht sowieso klar ist, dass es um ‚etwas, das nicht mehr existiert oder nicht mehr besteht‘ geht.
Es kann also Sinn machen, den Herrn Schröder als ‚ehemaligen‘ Kanzler zu bezeichnen (es gibt ja noch einen, bzw eine) aber Friedrich II. als ‚ehemaligen König von Preußen‘ zu bezeichnen – das macht doch auch keiner.
Ja, Redundanz fördert das Verständnis :-D
Mmmhhh… Meiner Meinung nach bezieht man sich, wenn man sagt: „… in der DDR war das so…“ auf die Zeit zwischen 1949 und 1989 und dann eben auf das Gebiet, das die DDR umfasste. Wenn nun jemand sagt „… in der ehemaligen DDR war das so…“ sagt, meint er damit irgendetwas nach 3.10.1990 auf dem Gebiet, das von der DDR umfasst wurde. In diesem Fall wäre das „ehemalig“ schon wichtig, da sonst die zeitliche Eingrenzung fehlt.
Ist ein witziges Thema, mir fällt nämlich gerade auf, dass niemand „ehemaliges Ostpreußen“ sagt…
nein, es ist einfach schon zu lange her…
man sagt daher wohl eher „damaliges Ostpreußen“, genau wie „damaliges Römisches Reich“…
Zitat: ehemalig: “[1] etwas, das nicht mehr existiert oder nicht mehr besteht” (http://de.wiktionary.org/wiki/ehemalig)
…dieser Definition lässt sich m.E. nicht entnehmen, dass es von diesem Etwas zwangsläufig auch eine gegenwärtige Variante geben muss…
—-
Das schließt aber eine gegenwärtige Variante auch nicht aus, zumal die Thesauri als Synonyme für ‚ehemalig‘ stets auch ‚früher‘ nahelegen, was als Komparativ indirekt eine temporale Komponente, sprich, mögliche Entwicklung anzeigt.
Sieh’s mal so: Wenn du sagst „Dresden liegt im Territorium der DDR“ sträuben sich mir alle Haare, auch wenn die Aussage wahr ist, denn schließlich existiert das Territorium der DDR immer noch, und ja, auf eben in diesem Territorium liegt Dresden.
Sagst du hingegen „Dresden liegt im Territorium der ehemaligen DDR“ klingt’s okay…
Fall der letzte Kommentar jetzt an mich ging – ansonsten ignorieren – Ich stimmt Martin ja voll und fast ganz zu, nur der Wiki-Beleg ist nicht tragbar, Argumente aus der Sprachpraxis schon eher. ‚ehemalige DDR‘ ist einfach usus geworden, wenngleich auch sicherlich ein Wort zuviel verwendet wird, da man ja bei momentanen Gesprächspartnern davon ausgehen kann / sollte, daß die DDR Geschichte ist.
Χαίρετε,
Πλάρων
der wiki-beleg zeigt, dass wenn auch der gebrauch von „ehemalig“ die existenz eines aktuellen etwas nicht ausschließt, sie doch zumindest genausowenig zwingend voraussetzt; in diesem sinne ist „ehemalige ddr“ kein blödsinn, scheißegal ob’s tautologisch ist…
Wirklich toll aufgebaut dieser Blog! Wurde gebookmarked und wird weiterempfohlen ;)