Im Kino gewesen. Der erste Höhepunkt des Kino-Jahres.
Steven Spielbergs München, der Israels Rachefeldzug gegen die Hintermänner des Attentats währen der Olympischen Spiele 1972 thematisert, wird und wurde kontrovers diskutiert. Sogar von der israelischen Regierung sind kritische Töne zu hören: Spielberg eigne sich zu sehr den Standpunkt der palästinensischen Attentäter an, er blende die Verbrechen und den Terror der arabischen Täter aus. Ein anderes Ziel der Kritik ist Spielbergs Vorlage, Vengeance von George Jonas. Es scheint inzwischen sicher, dass es sich bei diesem Buch nicht um die Tatsachenschilderung handelt, die das Buch zu sein vorgibt.
Aber beides sind Vorwürfe, die in gewisser Weise daneben gehen. Was genau Spielbergs Absicht war, weiß nur er allein – die Frage ob der Film die Gewalt nur einseitig schildert oder nicht, kann man diskutieren, sie ist jedoch für das Funktionieren des Filmes unwesentlich. Im Zentrum der Handlung stehen die Mossad-Agenten, ihre Jagd nach den Hintermännern und das, was ihr ‚Job‘ für sie für Auswirkungen hat. Spielberg beschäftigt sich mit denen die töten, ihren Motivationen, ihren Bedenken, ihren Ängsten und dem, was der Auftrag mit ihnen macht. In dieser Hinsicht ist München ein sehr subjektiver Film; ohne jeden Anspruch auf objektive Ausgewogenheit.
Und auch die Frage, ob es sich bei dem Gezeigten um Tatsachen handelt ist für die Kraft und das Funktionieren des Filmes zweitrangig. Es geht nicht darum, Wahrheiten aufzudecken; es geht vielmehr darum, die Legitimation des Tötens generell zu hinterfragen und die Konsequenzen solchen Handelns darzustellen.
Der Film beginnt als Politthriller, eine Agentengeschichte die spannend erzählt wird, den Zuschauer mitnimmt. Nach und nach jedoch kippt die Story; mehr und mehr verschiebt sich der Focus von der Jagd aud die Jäger. Ohne dass es der Zuschauer recht merkt, ist er – zusammen mit den Akteuren – bald gefangen in einer Situation, in der er die Dinge hinterfragen und werten muss. Die anfängliche Spannung der Story wird ersetzt durch Anspannung in und unter den Figuren, mit denen sich der Zuschauer anfangs noch weitestgehend identifizieren konnte.
Jenseits dieser ‚persönlichen‘, erschütternden Entwicklungn ist München zuletzt auch ein Statement zum aktuellen Zeitgeschehen. Wenn Avner, der Anführer des Mossad-Kommandos, in der letzten Szene verlassen und desillusioniert in New York steht, dann wird klar, wie sehr die Ereignisse von München mit den aktuellen Geschehnissen im Nahen Osten und auch mit den Terrorakten vom elften September verbunden sind.
kornecke meint: