Archiv der Kategorie: cinema

– Kino nachgereicht: Deutschland, Smoking, Wahrheit

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    Deutschland. Ein Sommermärchen

Zugegeben, Sönke Wortmanns Film hat nicht die Qualitäten anderer erstklassiger Dokumentationen (wie etwa Höllentour). Dazu ist die Perspektive zu eingeschränkt und oberflächlich. Obwohl die Kamera die ganze Zeit über nah an der Mannschaft (und nur dort) ist, ist wenig Zeit für überraschende, ungekannte Perspektiven oder Interviews, die mehr erzählen als all die Fernseh-Features, die man vor und während der WM sehen konnte.
Aber der Film macht eine Menge Spaß; genauso wie die WM Spaß gemacht hat. Der Film ist reich an Emotionen und unterhaltsamen Bildern. Die Spiele sind in kurzen Szenen zusammengefasst und musikalisch unterlegt; auch sonst kommen viele Szenen ohne Worte aus – was wohl ein Zugeständnis an die magelnde Qualität des vor allem mit digital gedrehter Handkamera Materials ist. Während die Bilder eine gewisse Authentik gewinnen, ist der Ton oft an der Grenze des Verständlichen.
Deutschland. Ein Sommermärchen ist keine gute Dokumentation – aber ein Film, der sehr viel Spaß macht. So gesehen genau der richtige Film zur WM.

kornecke meint:

    Thank You for Smoking

Ebefalls sehr unterhaltsam. Der Film lebt von seiner Hauptfigur, dem charismatischen und schlagfertigen Tabak-Lobbyisten Nick Naylor. Immer wieder gelingen den Autoren zynische Spitzen die angenehm beiläufig platziert werden. Die eigentliche Handlung des Films kann weniger überzeugend, ist allerdings auch kaum von Belang. Die Versuche nicht nur unkorrekt witzig sondern streckenweise auch (anrührend) ernst zu sein, gelingt dem Film mal mehr mal weniger gut. Alles in allem aber ein erfrischend anderer amerikanischer Film.

kornecke meint:

    Eine Unbequeme Wahrheit

Al Gore zeigt einen engagierten Vortrag zur Klimaerwärmung, dazwischen ein paar Einspieler zur Person Al Gore. Klingt wenig spannend? Ist es aber – und wichtig außerdem.
Hierzulande werden dem Film vor allem zwei Vorwürfe gemacht: Zum einen merke man ihm an, dass er für ein amerikanisches Publikum gemacht ist; die Sachverhalte seien einfach aufbereitet und es gäbe kaum Informationen, die interessierte Europäer (bzw. Deutschen?) nicht bereits kennen würden. Zum anderen seien die Passagen, die sich mit der Person Al Gore beschäftigen überflüssig und langweilig.
Diese Einwände sind kaum abzustreiten, allerdings schmälern sie die Qualität des Films nicht wirklich. Die Fakten, die Gore präsentiert sind simpel dargestellt, aber richtig und überzeugend. Um Ursachen und Auswirkungen der globalen Erwärmung darzustellen, braucht es kein wissenschaftliches Journal. Gore argumentiert einfach, verständlich und pointiert; er schafft die Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit und unterhaltsamen Vortragsstil – ihm zuzuschauen macht schlau und Spaß. Dass vdas meiste tatsächlich so oder ähnlich bekannt ist, tut dem ganzen keinen Abbruch. Im Gegenteil ist es erschreckend, all die Geschichten die über die Auswirkungen der Erderwärmung immer wieder zu lesen und zu hören sind, im Zusammenhang aufbereitet zu sehen; dadurch gewinnt die Problematik ein ganz anderes Gewicht.
Die Passagen, die Gore nicht vor einer Menschenmenge sondern vor allem auf Reisen an allen möglichen Stationen zeigen und meistens von ihm selbst kommentiert werden, mögen in gewisser Hinsicht tatsächlich überflüssig sein – was das eigentliche Thema des Films angeht. Aber es ist durchaus spannend die Person Al Gore kennen zu lernen. Der Mann, der durch sein Studium auf das Klimaproblem aufmerksam wurde und den die Welt v.a. als den Mann kennt, der von der Mehrheit der Amerikaner gewählt aber nie Präsident wurde, tourt nun mit seinem Vortrag durch die Welt, wiederholt hunderte Male wieder und wieder die gleichen Sätze, zeigt die gleichen Diagramme und Photos. Sicher gibt es über diese Person mehr interessantes zu erzählen, als es der Film tut. Aber der Einblick, den der Zuschauer über Gores Motivation, seinen Werdegang und seine Hoffnungen erhält, ist keineswegs langweilig. Definitv ein guter, ein wichtiger Film.

kornecke meint:

– 3auf1: Fluch der Karibik 2, Renaissance, Quinceanera

Im Kino gewesen. Drei Mal.

Daher jetzt drei kompakte Meinungen.

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    Fluch der Karibik 2

Naja, kann man machen. Ganz unterhaltsam und lustig anzuschauen, aber irgendwie doch wenig überraschend und nicht immer wirklich spannend. Hoffen auf den dritten Teil im nächsten Somme.

kornecke meint:

    Renaissance

Gesehen auf dem Fantasy-Filmfest. Eine Komikverfilmung im Stil von Sin City nur konsequenter, weil komplett in schwarz-weiß. Beeindruckend anzusehen, immer wieder neue ‚Effekte‘ die einem ein Staunen abnötigen. Die Story ist allerdings deutlich deutlich konvetioneller; einsamer Cop kämpft in einer nicht allzu fernen, düsteren Zukunft gegen übermächtigen Konzern. Eine Art Bladerunner für Arme. Aber, wie gesagt, optisch mächtig beeindruckend.

kornecke meint:

    Quinceanera

Gesehen im Berlinale-Best-Of des lokalen Freiluftkinos. Eine Geschichte über die Kinder (nein, Jugendliche) mexikanischer Einwanderer in Los Angeles. Schöne, anrührende, traurige, lustige Geschichte. Mitunter etwas unmotiviert, ein kleines bißchen hölzern. Aber da sieht man gern drüber hinweg.

kornecke meint:

– Im Kino: Syriana

syrianaIm Kino gewesen. Politisches Freiluftkino.

Ein wichtiger Vorteil des Freiluftkinos ist die Berücksichtigung ‚älterer‘ Filme in der Programmauswahl. Wenn man im regulären Programm einen Film verpasst hat, was je nach Film zwei Wochen bis zwei Monate braucht, hat man in besagtem Freiluftkino die Chance, neben aktuellen und ganz alten Filmen auch die Kinoperlen der letzten Jahre nachzuholen.

Syriana ist so eine Perle.

„Syriana“ ist ein faszinierender, bitterer, immer fesselnder, nichts schönfärbender Thriller über die Welt der Gegenwart, über Verschwörungen, über die Ausbeutung des Nahen Ostens durch den Westen. In sehr schneller, fragmentarischer Erzählweise brillant inszeniert, in blaugrauen Farben, elegischem Sound und wunderbaren Bildern dringt der Film ins Milieu jener Anzugträger ein, die unsere Welt beherrschen, in die Gesten und das Gerede, in die offene Sprache der Macht.

…bringt es Rüdiger Suchsland auf den Punkt, mehr bleibt kaum zu sagen.

Auch die mitunter gescholtene Komplexität des Filmes, der ohne große Hilfestellungen zwischen Ebenen, Charakteren und Handlungssträngen springt, macht den Film zu dem anspruchsvollen Thriller, der er ist. Formal einfacher kann Syriana nicht funktionieren. Und wer den Film nicht ein zweites Mal sehen oder schon früher (mehr) verstehen will, dem sei der englische Wikipedia-Eintrag ans Herz gelegt.

Mit Syriana ist Stephen Gaghan auch ein Zeitdokument gelungen; ebenso wie Sydney Pollack mit Die drei Tage des Condors in den 70ern mehr als einen Politthriller gedreht hat, ein politische Dokument seiner Zeit.

kornecke meint:

– Im Kino: Ab durch die Hecke

Ab durch die Hecke Im Kino gewesen. Auf der anderen Seite der Hecke.

Das kann Dreamworks eigentlich besser; Antz, Shrek oder Große Haie – Kleine Fische waren deutlich witziger. Und zum Thema ‚amerikanische, weiße, konsumgeile Vorstadtsiedlungen‘ hätte man sicher eine Menge bissigere Kommentare abgeben können. Hat man aber nicht – brave, familienfreundliche Unterhaltung scheint für die Studios eine sicherere (will sagen: profitablere) Angelegenheit zu sein.

So ist Ab durch die Hecke halt ’nur‘ ein durchaus witziger Animationsfilm. Technisch voll und ganz auf der Höhe, mit einer nicht wirklich bemerkenswerten Story aber einer gelungenen Sammlung unterhaltsamer Charaktere. Das hyperaktive – ‚Du kriegst keine Cola!‘ – Eichhörnchen oder das Opossum mit der – ‚Totstellen!‘ – besonderen Gefahrenabwehr sind für einige Lacher gut. Gefallen tut auch die Synchronisation: U.a. Bernhard Hoëcker als besorgtes ‚Familienoberhaupt‘, Ben Becker als bedrohlicher Grizzlybär.

Auch wenn man mehr erwarten hätte können, ist Ab durch die Hecke im klimatisierten Kinosaal dieser Tage sicher nicht die schlechteste Möglichkeit, Geld auszugeben.

kornecke meint:

– Ganz großes Kino

sönke wortmann Filmemacher Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern, Der Bewegte Mann) hat die deutsche Nationalmannschaft seit dem Confed-Cup 2005, vor allem jetzt währen der WM, ständig mit der Kamera begleitet.

Nun, das Ganze war auch ohne Kamera und Leinwand ohne Zweifel gaaanz großes Kino. Besten Dank an alle Beteiligten. Und gespannt auf Wortmanns Film, als ganz besonderer Nachgeschmack.

– Im Kino: Schläfer

schläfer Im Kino gewesen. Ein wenig verwirrt hinterher.

„Nichts ist klar, alles zweifelhaft, alles wirkt duster und kalt.“ Die Kritik auf critic.de beschreibt den Eidnruck ganz treffend. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Eindruck nicht nur während des Films vermittelt sondern auch nach dem Sehen bleibt. Was soll man davon halten?

Das ist zweifellos eine Leistung des Films, zumal wahrscheinlich(?) eine beabsichtigte. Womöglich rührt die allgemeine Verwirrung daher, dass der Film nie larger than life sein will. In gewisser Weise ist das Erzählte ganz alltäglich – was v.a. an der Erzählweise liegt – andererseits erscheint die Geschichte doch sehr weit weg.
Naja, so oder so eine sehenswerte Angelegenheit; man darf gespannt wein, was für einen Film Benjamin Heisenberg – bezeichnenderweise Enkel des Entdeckers der ‚Heisenbergschen Unschärferelation‘, Werner Heisenberg – als nächstes liefert.

kornecke meint:

– Im Kino: Da Vinci Code

da vinci code Im Kino gewesen. Ganz unaufgeregt.

Kurz gesagt: Da Vinci Code ist ein kurzweiliger, braver, pseudoreligiöser Verschwörungs-Rätsel-Thriller; deutlich weniger spektakulär als Werbung und die breit gestreuten Diskussionen glauben machen, aber auch nicht wirklich langweilig. Wie man es von Dan Brown kennt, gibt es ein Verbrechen und ein Paar, das ein paar Rätsel knacken muss um eine (religiöse) Verschwörung aufzudecken. Naturgemäß wird die Handlung für den Film gekürzt, insbesondere die Rätsel und deren Lösung werden vereinfacht. Dafür können spektakuläre Orte und Geschehnisse besonders ins Bild gesetzt werden.

Die Handlung läuft voran, wird in wenigen Augenblicken wirklich spannend, aber der große inhaltliche Bogen hält das Interesse aufrecht. Die erzählerische Schwäche musste der Film vom Buch übernehmen, ein Dan Brown mag sich angenehm lesen, ist aber kein Tolkien.
Was vom Film positiv in Erinnerung bleibt, sind die Darsteller. Zwar darf Audrey Tatou nicht mehr als sich die Welt erklären lassen, aber den Erklärern – Tom Hanks und Ian McKellen – sieht man an, dass ihnen die Rollen durchaus Vergnügen bereiten. Insbesondere bei Hanks durfte man zweifeln, ob er die Brownsche Professoren-Rolle tatsächlich glaubwürdig hinbekommt – aber die Zweifel werden entkräftet.

Vielleicht lässt sich Ron Howard am Ende ein bisschen viel Zeit um den 149-Minuten-Streifen zu einem Ende zu bringen; wenn man sich aber mit den ersten 120 Minuten anfreunden konnte, wird man sich auch in der letzten halben Stunde nicht wirklich langweilen. Für einen Kinotag oder einen Abend mit schlechtem Wetter ist der Da Vinci Code durchaus geeignet. Wenn man aber bessere Alternativen hat, verpasst man auch nichts.

kornecke meint:

– Im Kino: We Feed the World

we feed the worldIm Kino gewesen. Vorher gegessen.

„Woher kommt mein Essen?“ ist für Erwin Wagenhofer die Frage, die ihn nach eigener Aussage zu seinem Film motiviert hat. Herausgekommen ist dabei eine moralische und durchaus auch politische Auseinandersetzung mit der modernen Lebensmittelindustrie.

In mehreren Episoden erzählt Wagenhofer u.a. von spanischen Tomaten, brasilianischem Soja, industriell produzierten Hühnern und ungenießbarem Fisch. Verknüpft werden die einzelnen Episoden durch Statements des UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler.
Wagenhofer vermeidet in seinem Film explizite Kommentare im Stile eines Michael Moore; dennoch wird seine Kritik deutlich – auch wenn er formal nichts weiter tut, als die Wirklichkeit zu dokumentieren. Durch die Auswahl von Personen und Perspektiven, Inszenierung und Schnitt ist jeder Dokumentarfilm gezwungen, echte Objektivität aufzugeben.

Man kann dem Film durchaus vorwerfen, dass er nur Probleme präsentiert, ohne Lösungen zu skizzieren; und womöglich sind einige der aufgezeigten Missstände tatsächlich alternativlos. Was der Film aber im besten Fall leistet, ist die Auseinandersetzung des Konsumenten mit dem Thema anzustoßen.
Eben das, der bewusste Umgang mit Lebensmitteln, scheint allerdings gleichzeitig die einzig effektiv vorhandene Lösung der ‚Probleme‘ zu sein: Die Industrie lebt von Markt, und die Kunden dieses Marktes, die Konsumenten von Lebensmitteln, sind eine relativ einfach zu bestimmende Gruppe.

We Feed the World wirft wichtige und spannende Fragen auf, will und kann Diskussionen anstoßen. Darüber hinaus ist auch ein formal spannender Film gelungen – Wagenhofers Beobachtungen besitzen eine gewisse ‚Ästhetik‘, die viel zur inhaltlichen Kraft der Bilder beiträgt. Dies und der beobachtende, feststellende Ansatz machen We Feed the World zu einem spannenden Dokumentarfilm jenseits von Mooreschem Amüsement und erhobener-Zeigefinger-Didaktik.

kornecke meint: