Archiv der Kategorie: Senf

– Tatortkritik: Edel sei der Mensch und gesund

Ritter & Stark – man nennt sie auch die Schoko-Cops, zumindest dem Namen nach – ermitteln gegen das Gesundheitssystem. Muss doch nicht sein, oder?

Manchmal greift der Tatort (vermeintlich) gesellschaftlich relevante Themen auf; bzw. die Autoren werden dazu… ähhmm… ermutigt? Diesmal das ganz neue Thema Gesundheitssystem und Medikamentenkosten. Sponsored by your Pharmaindustrie.
Ernsthaft: Die Moral von der Geschichte war doch letztendlich, dass alle glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende wären, wenn die Ärzte immer nur die teuersten (und daher natürlich auch besten) Medikamente verschreiben dürften und die Krankenkassen diese auch bezahlen würden. Weil die Krankenkassen aber mitleidlose, kühl rechnende Bürokratiemonster sind (Gemerkt? Wenn man mit der unterkühlten Kassenverwaltungsfrau sprechen will, muss man neben ihr im aspetischen Glasturm vier Treppen steigen…), müssen alte Menschen, Kinder und überhaupt alle Kassenpatienten unmenschliche Schmerzen erleiden und regelmäßig stirbt jemand daran. Und der (edle) Ritter muss sich am Ende doch sehr echauffieren über dieses erbarmungslose System.

Besonders ärgerlich ist das Ganze weil das Drehbuch und die Darsteller sonst ganz glaubwürdig waren. Der alte Arzt war – zumindest eine Zeit lang – nicht nur der heroische Überdoktor, die Ehekrise war tatsächlich eine und die Ärzte der zweiten Generation waren auch irgendwie gar nicht böse. Wenn man sich also nicht die ganze Zeit wegen der kruden Pharma-Propaganda geärgert hätte, wären es wohl deutlich mehr als zwei Punkte geworden.

– Tatortkritik: Im Netz der Lügen

Anfangs naja, dann ohh, am Ende ach doch.

Der hat ein bisschen gebraucht um sich zu entwickeln. Erstmal die unsympathische Richterin. Dann doch ein Mord statt Notwehr? Und dann nach drei Ecken doch etwas komplizierter. Als Krimi solide, streckenweise wirklich spannend; ein Kippbild zwischen Täter und Opfer. Eine Frage, die auch am Ende nicht komplett aufgelöst ist.
Unnötig die Affäre mit dem Journalisten; es hätte nicht geschadet wenn die Ermittler diesmal einfach ’nur‘ ermittelt hätten. Frau Blum, respektive Frau Mattes, macht da durchaus einen guten Job. Und am Ende eine besonderer Kniff, auch schön gespielt: Das Geständnis des Täters.

Summe Summarum drei bis vier Sterne.

– Tatortkritik: Mord in der ersten Liga

Vorbemerkung: Da Herr Stralau nicht mehr will und ich sonst auf die Schnelle keine wöchentliche Tatortkritik gefunden habe, machen wir das hier einfach selber. Mal gucken, wie es klappt.

Zum Thema: Wo ist Martin? Schon im letzten Hannoveraner Tatort hat sich der junge Mann knapp gemacht, kommt er gar nicht wieder? Wäre schade drum. Statt dessen zwei Neue: Der ‚wertkonservative‘ Kommissar (naja) und ein schöner Reporter, der sich dann aber doch nicht traut (najanaja).
Der Plot: Großes Drama um einen schwulen Fussballer, der aber gar nichts mit dem Mord zu tun hat, und ein eifersüchtiger Manager, der dann doch mit dem Mord zu tun hat. Und ein paar Hooligans; alles Banker, Anwälte und eben Reporter.

Aber ach, so schlecht war das alles gar nicht. Frau Furtwängler gibt sich richtig Mühe und lächelt sehr charmant. Da kann man schon mal drei Punkte vergeben (auch wenn dafffy das ganz anders sieht).

– Tatortkritik: Nie wieder frei sein

tatort.jpg

Foto: Roitsch

Wir sind hier unserer Zeit machmal etwas hinterher, aber trotzdem sei das noch nachgetragen:

Gute Filme, eine Art von guten Filmen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie was übers Leben erzählen, was man sonst nicht gelernt hätte. In vielen Fällen: Zum Glück nicht selbst gelernt hätte.
Der Tatort ist hierzulande u.a. deswegen so erfolgreich, weil es immer wieder Folgen gibt, die in diesem Sinne gut sind. Ganz besonders gut, laut nerdcore gar der beste Film des Jahres, war der Tatort Nie wieder frei sein vom letzten Sonntag. Im Grunde kann ich mich dem nerdcore Text anschließen; wer es weniger euphorisch mag, dem sei die Lobhudelei auf monstersandcritics empfohlen.

Und wer den Film verpasst hat, dem sei die ARD Mediathek empfohlen. (Auch wenn ich nicht weiß, ob man da wirklich Filme gucken kann/ will und auch wenn es dort tatsächlich eine Sendezeitbegrenzung für’s Internet – der wahrscheinlich größte Schwachsinn, der mir dieses Jahr untergekommen ist; und da gab es einiges – gibt.)

– Gute Nachrichten aus Berlin

Allerdings nur notdürftig, sodass jede Menge Dreck zu erwarten ist, wenn die weiße Pracht sich irgendwann entgültig verflüchtigt haben wird. Allzu lange kann das ja nicht mehr dauern. Silvesterreste: Glas, Scherben und Knaller. Dazu Sand, Splitt und anderes Streugut. Außerdem massenhaft extraweiche Hundescheiße, die sich ja – über etliche Wochen tiefgekühlt – sicherlich hervorragend gehalten haben wird. Da kommt Freude auf.

Da hat die gute Susanne recht.

Das wird dann so eine Art Wettrennen ob eher die Straßen geräumt oder doch eher die S-Bahn wieder im Takt ist. Falls sich die BVG noch an den Warnstreiks beteiligt, wird’s noch besser. Seufz. Nie wieder rausgehen, das wär’s.

– kornecke an ZEIT

Ggf erst lesen: Im Google-Wahn

Betreff:
Bzgl „Im Google-Wahn“, Ausgabe Nr 3
Von:
Jan Koernicke
Datum:
Sun, 17 Jan 2010 16:13:00 +0100
An:
leserbriefe@zeit.de, widerspruch@zeit.de

Guten Tag,

unten stehend ein (vermutlich zu langer) Text in Reaktion auf Frau Gaschkes Artikel „Im Google-Wahn“. Der Artikel ist weniger Grund als vielmehr Anlass zu diesem Schreiben. Schon in der Vergangenheit war der Tenor von ZEIT-Artikeln zum Thema Internet/ Informationsgesellschaft im allgemeinen und zum Thema ‚Google‘ im speziellen meiner Wahrnehmnung nach eher polemisch als informiert. Mit etwas technischem Verständnis bieten die Artikel in der sonst überaus lesenswerten Zeitung immer wieder Grund zum Kopfschütteln. Im allgemeinen also die Bitte um Artikel mit etwas mehr technischem Hintergrund (bei Autoren und gern auch im Text) und im speziellen die folgenden Zeilen zum konkreten Artikel.
(Ob Sie diese als Leserbrief oder Widerspruch komplett oder gekürzt abdrucken, ist Ihnen überlassen. Schon allein das Lesen und zur Kenntnis Nehmen durch die zuständigen Personen wäre hoch willkommen.)

Schon im dritten Satz von Frau Gaschkes Artikel werden Intention und Selbstverständnis des Textes klar: „ … ein paar Verbotsschilder für kinderpornographische Internetseiten, als sei dies kriegsentscheidend“. Der zu Recht viel diskutierte Gesetzesentwurf zur potentiellen ‚Sperrung‘ von Webseiten ist also im ‚Krieg‘ gegen Google ein stumpfes Schwert?
Und so geht es weiter im Artikel, das Credo: Google ist böse und der Staat muss uns davor beschützen. Beides ist Unsinn. Richtig ist: Google sammelt frei verfügbare Informationen sowie alle Informationen, die wir – die Nutzer – freiwillig geben. Richtig ist aber auch, dass jeder selbst bestimmen kann, welche Daten er Google preisgeben will und welche nicht. Ohne persönliche Registrierung (bspw. für Google Mail) kann Google keine Informationen über persönliche Suchanfragen sammeln; mit einer solchen Registrierung lässt sich diese Sammlung einfach deaktivieren. Jeder Betreiber einer Webseite kann selbst bestimmen ob seine Inhalte von Google durchsucht und indiziert werden sollen oder nicht; bei Facebook und Co kann das jeder Nutzer. Cookies, welche Webservern eine Wiedererkennung eines Besuchers ermöglichen, lassen sich in jedem Browser komplett oder gezielt deaktivieren. Die Aussage „Keine zwei Nutzer erhalten für denselben Suchbegriff die gleichen Antworten“ ist einfach falsch und generiert auf der Titelseite einer seriösen Wochenzeitung nur unberechtigte Ängste.
Zum anderen: Wenn Google versucht, möglichst viel über den Nutzer zu erfahren, so geschieht das ganz einfach um ihm bessere Ergebnisse liefern zu können. Google will die besten Ergebnisse liefern um besser Werbung verkaufen zu können. Nutzer wollen die besten Ergebnisse für ihre Suche bekommen. Dass die Suchergebnisse besser sind, umso mehr Informationen über die Anfrage verfügbar sind – ist das ein Wunder?
Gern werden in der Diskussion auch das ‚Google Handy‘ oder Chrome, Googles Browser, erwähnt. Auch hier heißt es gern, dass beide sehr viele Daten an die ‚Krake‘ liefern würden und man deren Nutzung möglichst vermeiden soll. Tatsache ist, dass im Falle von Chrome der Quellcode komplett und im Falle von Android, dem Betriebssystem für Mobilgeräte, der größte Teil des Quellcodes offen verfügbar ist. Jeder, der will und kann, kann sich anschauen, was Googles Software tut. Das ist bei den Konkurrenten im Browser- oder Mobilgerätemarkt nicht der Fall. Alle datenschutztechnisch relevanten Optionen lassen sich in Googles Software unkompliziert deaktivieren; Chrome ist gar der einzige Browser der den Nutzer bei der Installation fragt, welche Suchmaschine er gern verwenden würde.
Der andere Torheit in Gaschkes Artikel ist die Forderung nach einem staatlichen Schutz vor Google. Dabei wird nicht erwähnt, dass in Deutschland die automatische Identifikation von Passanten in der Öffentlichkeit nicht von Google sondern vom BKA am Bahnhof Mainz zuerst getestet wurde. „Was heißt noch ‚Privatheit‘, wenn keine Bewegung im öffentlichen Raum mehr inkognito ist?“ Diese Frage geht wohl weniger an Google als an eben diesen Staat, der ganze Straßen und Plätze überwachen lässt. Und warum ausgerechnet Google um Erlaubnis bitten sollte, an öffentlichen Plätzen Fotos zu machen, wo dies sonst fast jedem, inklusive und insbesondere der Presse gestattet ist, erschließt sich auch nicht.
Richtig ist: Google will möglichst viele Informationen sammeln und will möglichst viele dieser Informationen frei verfügbar machen. Darauf beruht das Geschäftsmodell des Unternehmens. Und daran ist erstmal nichts Verwerfliches. Das Google dabei transparenter vorgeht als die meisten anderen Unternehmen und dem Nutzer alle Wahlmöglichkeiten lässt, sollte allerdings ebenso erwähnt werden. Tatsächlich sind weder die Titelseite noch das Feuilleton der richtige Ort für einen solchen Artikel – vielmehr sollte der Wissens-Teil der ZEIT die Aufgabe übernehmen, zu erklären wie die Nutzer mit den neuen Diensten umgehen können und sollten. Am Ende wird weder die Politik noch die Kultur entscheiden wie die neuen Techniken unser Leben beeinflussen; wir werden es selbst entscheiden müssen – und dazu wird das nötige Wissen benötigt. Im Grunde Bedarf es im Übergang zum Informationszeitalter einer neuen Aufklärung, im besten Sinne eines „Ausgangs des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“.

Mit freundlichen Grüßen, Jan Koernicke

– Liebe Berliner Geocacher,

langsam wird’s albern. Dass man beim Cachen auch ein wenig knobeln muss – dagegen sei nichts gesagt. Und dasss die D-Wertung bis zu 5 geht, soll auch nicht unbeachtet bleiben: Aber muss denn das halbe Stadtgebiet mit Mysteries gepflastert werden? Wenn man für einen Cache am Schreibtisch mehr Zeit braucht als ‚draussen‘, dann stimmt was nicht.

Ich weiß, ich bin nicht der Erste, der sich beschwert. Und ich werde sicher nicht der Letzte sein. Aber was spricht denn dagegen einfach einen netten Platz zu suchen, eine Dose (gern auch mehrere) zu verstecken und die Koordinaten zu veröffentlichen? Es ist ja nun nicht so, dass es in Berlin nicht genug bemerkenswerte Plätze geben würde…

Grüße, kornecke

PS: Vom allgemeinen zu speziellen: Ein Kommentar zu ‚Lost in Space‘ bei Schrotti.